die Breunsdorfer Mühle

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die Breunsdorfer Mühle

Dirk Becker-Hempel Fine Art Photography
Veröffentlicht von Dirk Becker-Hempel in Projekt · 5 November 2021
 
Die Breunsdorfer Bockwindmühle

 
Als ich zum Anfang des Jahres auf der Suche nach geeigneten Motiven für meine Landschaftsfotografie war, stolperte ich bei meinen Recherchen über die Breunsdorfer Bockwindmühle. Ich machte mich im Frühjahr auf den Weg zur Mühle um mir einen Überblick über die dortigen Gegebenheiten zu verschaffen. Gefunden war die Mühle schnell. Am Ende einer Straße fand ich ein gepflastertes Rondell. Im Boden war durch verschiedenfarbige Pflastersteine “AH 1995” zu lesen (Arno Heinicke und das Jahr des Wiederaufbaus 1995).



 
Ich stellte mein Auto ordentlich an die Seite und lief den Weg zur Mühle hinauf. Die Mühle steht allein auf einem aufgeschütteten “Resttagebau” - Hügel. Auf dem Weg zur Mühle ging ich an einem älteren Mann vorbei, welcher gerade mit einer Gartenschere Zweige in einer Hecke verschnitt. Ich grüßte den Mann und ging weiter zur Mühle.


 
Je mehr ich mich der Mühle näherte, umso beeindruckender fand ich, was ich sah.
Eine Konstruktion aus massiven Balken (dem Bock und Zapfen) stützte den Körper der Mühle. Als ich die Mühle umrundete wurde mir mehr und mehr bewusst wie groß das ganze Konstrukt war. Ganz besonders durch die Flügel der Mühle, welche aus meiner Sicht, recht gut in Takt waren. Denn allein der Durchmesser der Flügel beläuft sich auf etwa 19 m. Ich stellte mir vor wie diese Flügel durch den Wind bewegt wurden und konnte nur erahnen welche Kräfte hier auf die ganzen Verbindungen wirken mussten. Am Bock der Mühle fand ich ein Schild mit einigen Informationen. Unter anderem den Namen Arno Heinicke als Inhaber. Ich dachte, dies könnte vielleicht der Herr sein, der an der Hecke arbeitete und sprach ihn an. Es stellte sich heraus, dass meine Vermutung richtig war.



 
Wie ich an diesem Nachmittag erfuhr, handelte es sich um eine von zwei Bockwindmühlen aus dem Ort Breunsdorf. Breunsdorf ist, wie einige andere Orte auch, dem Abbau der Braunkohle zum Opfer gefallen. Wie mir Herr Heinicke erklärte, gab es zu damaliger Zeit in Breunsdorf meist nur an 5 Tagen im Jahr ausreichend Wind zum Mahlen des Getreides. Aus diesem Grund gab es in diesem Ort zwei Mühlen.  
Diese Mühle wurde im Jahr 1862 erbaut. 1985 war der Zapfen der Mühle so morsch, dass sie durch einen Sturm, welcher aus Richtung Leipzig kam, auf die Seite fiel. Da in dieser Zeit Mangel an vielen Dingen herrschte, machten sich einige Leute mit Karren auf den Weg um das Holz der umgestürzten Mühle als Feuerholz einzusammeln. Als Herr Heinicke davon erfuhr, organisierte er einige Container Feuerholz für die Anwohner und konnte damit die Mühle retten. Sie wurde demontiert und nach Schönau gebracht. Dort wurde sie mit Muskelkraft in jahrelanger Arbeit wieder aufgebaut.





 
Im September haben wir, meine Frau und ich, einen Termin zur Besichtigung der Mühle vereinbart. Ganze drei Stunden lauschten wir gespannt den Ausführungen des Inhabers. Wir erfuhren viel über die damaligen Schwierigkeiten beim Aufbau und deren kreative Lösungen. Denn mit dem Überführen der Mühle von Breunsdorf nach Schönau war es nicht getan. Einiges an der Mühle war defekt oder fehlte schon.
Somit musste man erst einmal lernen, wie eine Mühle aus der Zeit von 1862 aufgebaut war, wie die Verbindungen beschaffen sein mussten und mit welchen technischen Mitteln (z.B. Dreifuß mit Flaschenzug) der Aufbau und z.B. auch das Heben der mächtigen Hauptwelle bewerkstelligt werden konnten.





 
Dies wird einem umso mehr bewusst, wenn man das Kammrad der Mühle mit seinen 3,60 Meter Durchmesser erblickt, respektive sich unter diesem Rad entlang bewegt. Die Dimension der Baugruppe Kammrad-Hauptwelle ist sehr beeindruckend. Über eine hölzerne Hebelkonstruktion wird das Kammrad gebremst und gehalten. Dabei muss die Mühle auch in eine bestimmte Richtung gedreht werden. Der Mahlgang mit den Mühlsteinen ist in der Mühle nicht mehr zu sehen.





 
Wie ich den Erzählungen entnehmen konnte, gibt es auch im Fall der Mühle nicht nur Befürworter.
Doch wenn ich mir vor Augen führe was seit der Errichtung der Mühle im Jahre 1862 alles geschehen ist, was die Mühle, hätte sie ein Bewusstsein, alles gesehen und erlebt hat, mit welchen Mitteln sie damals errichtet wurde und mit wieviel Initiative, Arbeit und Schweiß diese Mühle 1985 wieder aufgebaut und somit vor der Vernichtung gerettet wurde, bin ich der Ansicht, dass diese Mühle unbedingt als Denkmal erhaltenswert ist. Denn damit kann auch allen nachfolgenden Generationen etwas Wertvolles gezeigt werden.





 
 Ich hoffe sehr, dass die Mühle noch weitere 100 Jahre auf dem Hügel steht und und vielen Menschen zeigt, was mit einfachen Mitteln alles möglich ist.

Weitere Bilder findet Ihr hier

Liebe Grüße
Dirk


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© Dirk Becker-Hempel
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